Kriegsgräber

Foto: Jörn Lehmann
Foto: Jörn Lehmann

Die vorhandenen Kriegsgrabstätten auf den Schweriner Friedhöfen und in den Parkanlagen sind in erster Linie Orte der Mahnung. Sie spiegeln auch die Heimat- und Regionalgeschichte wider. Grabstätten für Kriegstote gibt es in Schwerin seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871. Schon damals entstanden Denkmäler der Ehrung und Erinnerung.

Mit dem Ausbruch des Ersten und Zweiten Weltkrieges mussten weitere Grabfelder für Kriegstote u. a. auf dem Alten Friedhof eingerichtet werden.

Insgesamt fanden in Schwerin ca. 163 Tote des Ersten Weltkrieges und 5.396 Tote des Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhe.

Nach dem Gräbergesetz vom 01.07.1965 bleiben Kriegsgräber dauernd bestehen. Ihre Instandsetzung und Pflege ist eine der zentralen Aufgaben im Rahmen der Völkerverständigung und der Aussöhnung der kriegsbeteiligten Völker. Kriegsgräber sind Mahnung zum Frieden und halten das Gedenken an die Opfer wach.

Im Schweriner Stadtgebiet gibt es Kriegsgräberstätten an folgenden Orten:

Auf dem Alten Friedhof in Schwerin sind 4.142 Kriegstote bestattet (lt. Kriegsgräberliste Alter Friedhof, Stand: 05.11.2019). In den Kriegsgrabfeldern an der Von-Flotow-Straße ruhen 2.338 Soldaten und Zivilpersonen, unter ihnen russische, polnische, litauische, tschechische und jugoslawische Opfer.

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Die Verstorbenen sind auf Namenstafeln verzeichnet und auf den Grabfeldern sind Symbolkreuze aufgestellt.

Am Hochkreuz gegenüber der Trauerhalle, einem zentralen Gedenk- und Veranstaltungsplatz, ruhen 421 Kriegsopfer, darunter Polen, Italiener, Jugoslawen, Ukrainer, Ungarn und Tschechen. In weiteren Grabfeldern gibt es Einzel- sowie Sammelgräber, hier ist die Anzahl der Bestatteten nicht bekannt. Viele der Bestatteten wurde nach dem Krieg von anderen Ruhestätten im damaligen Bezirk hierher umgebettet.

Erste urkundliche Erwähnung findet der Bereich des heutigen Ehrenfriedhofs als „Städtische Sandgrube“ 1755. Bis ca. 1925 wurde der westliche Teil als Holzlagerplatz und der östliche als Grünanlage mit Liegewiese genutzt. Zwischen 1943 und 1945 sollen drei Grabreihen angelegt worden sein.

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Nachdem die amerikanischen Truppen Schwerin besetzten, wurden die toten Häftlinge aus dem KZ Reiherhorst-Wöbbelin hier beigesetzt. Seit dem Einzug der Roten Armee im Juli 1945 wurden auf dem Friedhof Angehörige der Roten Armee beerdigt. Zwischen 1945 und 1967 wurden 1.063 sowjetische Armeeangehörige hier bestattet. Im Oktober 1945 erklärte der Oberbürgermeister auf einer Kundgebung, dass der Platz nun den Namen „Platz der Opfer des Faschismus“ tragen soll.

Als Mahnmal des Sieges über den Faschismus wurde 1948/49 ein Obelisk aufgestellt.

Bei der Übergabe des Friedhofes an die Stadt waren 485 Gräber und zwei Massengräber vorhanden. Markiert wurden diese durch Marmor-Gedenktafeln und 390 Zement-Gedenktafeln. Ab Ende der 1940er Jahre wurde mit der Bestattung von Verfolgten des Naziregimes (VdN) und deren Angehörigen begonnen. Nach der Überführung der verstorbenen Armeeangehörigen und Zivilisten in die Sowjetunion wurden die bereits Bestatteten auf dem Friedhof im „Grünen Tal“ umgebettet.

Insgesamt wurden 1.504 Tote auf dem Ehrenfriedhof bestattet, davon 755 Kriegstote in 723 Gräbern und vier Massengräbern.

Der gesamte Ehrenfriedhof befindet sich in der öffentlichen Pflege des SDS und steht unter Denkmalschutz.

Das „Grüne Tal“ ist eine Kriegsgräberstätte, eine Stätte des Gedenkens und ein Erholungsort zugleich. Seit 1986 ist sie in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Von 1941 bis 1945 befand sich hier der Lagerfriedhof des nahe gelegenen Kriegsgefangenenlagers Stalag II E (Karte und Luftbild Quelle: Stadtarchiv).    

                                                                            Foto: SDS

Von diesem Lager aus erfolgte der Arbeitseinsatz von ca. 10.000 französischen und ca. 4.000 sowjetischen Kriegsgefangenen in ganz Westmecklenburg. Vor allem im Winter 1941/42 fielen hunderte von Soldaten den unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen zum Opfer und starben an Unterernährung, Erschöpfung und Entkräftung. Die meisten von ihnen gehörten zum Bau- und Arbeitsbataillon 122, das mit der Erweiterung eines großen Munitionsdepots in Stern Buchholz beschäftigt war. Es ist wahrscheinlich, dass auch Gefangene aus dem Nebenlager Stern Buchholz im Grünen Tal beerdigt sind.

Nach dem Krieg nutzte die Sowjetarmee die Liegenschaften weiter. Um den zum Stammlager gehörigen Friedhof für Kriegsgefangene kümmerte sich niemand. Erst 1961 wurden auf Veranlassung des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR Ermittlungen zu den in der Bevölkerung durchaus bekannten Massengräbern aufgenommen. Im Grünen Tal sind ca. 550 sowjetische Opfer in Massengräbern sowie fünf französische und 45 namentlich nicht bekannte Opfer, sehr wahrscheinlich ebenfalls französischer sowie polnischer und serbischer Staatsangehörigkeit, in Einzelgräbern bestattet (Kriegsgräberliste Grünes Tal, Stand: 08. Mai 2019). Viele der Skelette wurden gerichtsmedizinisch untersucht, verblieben aber an Ort und Stelle.

Der Gedenkort wurde in seiner heutigen Form 1978/1982 als zweigeteilte Anlage gestaltet. Die vom Künstler Wieland Schmiedel geschaffenen Sandstandpfeiler mit den im Boden eingelassenen Schriftplatten auf dem oberen hainartig gestalteten Plateau sind über eine Treppenanlage zum Tal mit dem Bronzejüngling vor Torsowand, drei anonyme Körper darstellend, verbunden.

Der katholische Friedhof steht unter Denkmalschutz.
Am 13. Mai 1861 wurde der katholische Friedhof zwischen der heutigen Wismarschen Straße und dem Aubach eingeweiht.

 
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Hier wurden z. B. die beiden Geistlichen Joseph Brocken (1873) und Joseph Brüx (1935), die jahrzehntelang der Gemeinde gedient haben, und die 1929 hochbetagt gestorbene Schauspielerin Luise Eyben bestattet. Auf diesem Friedhof ruhen auch 50 französische Kriegsgefangene aus den Jahren 1870/71; ihnen wurde hier nach Friedensschluss ein Denkmal gesetzt, das 1996 restauriert wurde. Des Weiteren ruht hier ein polnischer Kriegstoter aus dem Zweiten Weltkrieg.
 
Seit der Indienststellung des Waldfriedhofs 1969/70 erfolgen hier die Bestattungen der Verstorbenen katholischen Glaubens und nicht mehr auf dem katholischen Friedhof.

Friedhof der Nervenklinik Schwerin Sachsenberg – heute Helios Kliniken Schwerin. Die Einweihung des Begräbnisplatzes auf dem Gelände der Nervenheilanstalt auf dem Sachsenberg erfolgte 1851, eine erste Erweiterung war 1873 notwendig. Mit der Weihe des Anstaltskirchhofes im Jahr 1900 wurde der Platz erneut erweitert. 1914 wurde die neuerbaute Totenkapelle eingeweiht.                Foto: SDS

Der Friedhof als Teil des Parks ist denkmalgeschützt. Auf ihm befinden sich u. a. das Grab des niederdeutschen Dichters und Betriebsinspektors der Anstalt, Rudolf Tarnow (1867-1933), Caroline Flemming und des Sängers Carl Hill (1831-1893) sowie Kriegsgräber.

Unter den Opfern sind Verstorbene deutscher, russischer, französischer, polnischer, serbischer, ungarischer, tschechischer, ukrainischer und unbekannter Nationalität. Zahlreiche Opfer waren Zwangsarbeiter. Auf dem Gebiet der damaligen Nervenklinik war zu Kriegszeiten ein Lazarett eingerichtet. Die Mehrzahl der Gräber wurde eingeebnet. Eine Instandsetzung erfolgte noch nicht. Der Friedhof ist denkmalgeschützt.

Literaturhinweise

  • Soldatenfriedhöfe und Kriegsgräberstätten in der Landeshauptstadt Schwerin,   Herausgeber: Landeshauptstadt Schwerin, ISBN: 978-3-9873709-1-1
  • Karl-Heinz Oldag: Unvergessen, Ihre Namen kennt man noch – Ein Spaziergang über den Alten Schweriner Friedhof, ISBN: 3-910179-48-7
  • 150 Jahre Alter Friedhof Schwerin                                                                            Herausgeber: SDS-Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Schwerin,                                 ISBN: 978-3-941689-15-2
  • Dienst am Menschen Dienst am Frieden, 100 Jahre Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 1919 – 2019                                                                                         Herausgeber: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Bundesgeschäftsstelle, Werner-Hilpert-Straße 2, 34117 Kassel
  • Stalag II E – eine Dokumentation über die bei Schwerin-Neuzippendorf entdeckten Massengräber *                                                                                                      Herausgeber: Bezirksleitung Schwerin der SED, Abt. Agit.-Prop.
  • Mahn- und Gedenkstätte Grünes Tal Schwerin *                                                  Herausgeber: Historisches Museum Schwerin, 1982

*nur über Stadtarchiv/Landesarchiv einsehbar

Kontakt

Friedhofsverwaltung                          Jana Vatnika 

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